Untersteuerung

Das Gegenteil der Übersteuerung ist die Untersteuerung. Sie wird erkennbar durch zu wenig Kommunikation, unklare Ziele und ausbleibende Entscheidungen. Untersteuernde Dirigenten zögern und lassen so unklare Situationen entstehen. Sie werden von Orchestermusikern übrigens gern „Fensterputzer“ genannt, weil sie mit den Händen unbrauchbare Wischbewegungen machen. Im dadurch entstehenden „Vakuum-Stress“ leiden die Mitarbeiter am Mangel an Orientierung und klaren Anforderungen.

Genau so wie bei der Übersteuerung, reagieren Teams auf die Untersteuerung mit Selbstorganisation und Entkoppelung von der Führung. Auch die Untersteuerung führt also zu einem Verlust des Führungseinflusses.

Gegenstrategien auf der kommunikativen Ebene: 

  • Kritisches, konstruktives Feedback von Einzelnen oder vom Team an die Führung mit dem Tenor „Wir brauchen klare Signale“ (beobachte ich selten)
  • Kollegialer Humor (beobachte ich öfter)
  • Kollegiales Schimpfen und Zynismus (beobachte ich noch öfter als bei der Übersteuerung)

Übersteuerung und Untersteuerung haben gemeinsam, dass Teams die Gegenstrategie der Selbstorganisation ergreifen. Wer nicht balanciert führt, verliert also an Einfluss. Im Unterschied zur Übersteuerung kann es bei der Untersteuerung aber mehr Nutznießer geben, insbesondere können das Mitarbeiter sein, die sich in diesem Umfeld ohne Kämpfe Freiräume schaffen können.

Die Gründe für untersteuerndes Führungsverhalten können vielfältig sein. Zunächst kann es sich um einen Mangel an Führungskompetenz handeln, insbesondere um unklare Zielsetzungen, mangelnde kommunikative Fähigkeiten oder auch nicht vorhandenes Wissen über Führungsinstrumente. Infrage kommen aber auch Bequemlichkeit oder Überlastung.

Weitere mögliche Gründe finden sich wieder in Glaubenssätzen von Führungskräften:

  • Ich weiß, dass ich führen kann. Wenn es nötig ist, werde ich schon eingreifen
  • Zu viel Führung ist demotivierend
  • Meine Mitarbeiter brauchen mich nicht
  • In dieser Organisation wirkt aktive Führung aufgesetzt
  • Wenn meine Mitarbeiter nicht von selbst wissen, was von ihnen erwartet wird, kann ich ihnen auch nicht helfen

Es gibt kein objektives Maß für die richtige Steuerung. Entscheidend ist, dass sie umsetzbare Impulse gibt und das aktive, zielorientierte Zusammenspiel des Teams fördert. Balancierte Führung übersteuert nicht und untersteuert nicht. Sie gibt Orientierung und umsetzbare Impulse, konsumiert nur die wirklich nötige Aufmerksamkeit des Teams und lässt den Akteuren Freiraum für ihr Zusammenspiel.

Auszug aus: Huber, Lorenz: Balancierte Führung – Orchester und Teams für das gemeinsame Stück gewinnen, Rediroma Verlag 2020

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Dakkord Trainings e.U.

Seit 2001 Training, Keynotes und Coaching zu Leadership Orchestra, Balancierter Führung und Musik & Markt

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